Am 03.10. war es dann so weit: Der Saison-Abschluss stand
an...
Genau genommen begann das Rennen allerdings schon am
02.10...
Da alle anderweitig eingespannt waren musste ich das Team diesmal allein vertreten und so ging es aufgrund der frühen Startzeit bereits am Dienstag nach der Arbeit auf den Weg nach Münster. Und da ging das Abenteuer schon los.
Da alle anderweitig eingespannt waren musste ich das Team diesmal allein vertreten und so ging es aufgrund der frühen Startzeit bereits am Dienstag nach der Arbeit auf den Weg nach Münster. Und da ging das Abenteuer schon los.
Die ganze Geschichte dass wir für 150km über 3:15 Stunden
gebraucht haben da sich ein Stau an den anderen reihte und die Münsteraner
Innenstadt auch noch im totalen Verkehrschaos versank erspare ich euch aber
hier... Es war wirklich nicht schön ;-) doch als schlechtes Omen für das Rennen
wollte ich dies nicht gelten lassen.
Am Morgen dann früh raus, schnell die Energiespeicher am Frühstücksbüffet aufgefüllt und dann die große (eigentlich sehr weibliche Frage): Was ziehe ich an? Die Vorhersage schreibt 13°, sonnig, aber windig. Zu warm für die lange Winterhose, zu kalt für die kurze Hose.... Also Zwiebellook: Kurze Hose, langes Trikot samt Unterhemd und Armlingen drunter. Die kann man unterwegs loswerden und die Ärmel hochkrempeln. (Im Nachhinein kann ich sagen ich hab‘ mich genau richtig entschieden).
Also endlich auf zum Start. Da ich ein paar Mitfahrern
hinterhergefahren bin die den Anschein machten zu wissen wo man lang muss -was
nicht der Fall war :-(- und mich ja auch noch ein wenig warmfahren wollte,
stand ich relativ spät in meinem Startblock C und musste das Rennen somit von
weit hinten aufnehmen.
Gar nicht so verkehrt dachte ich mir, nach dem Sturz bei Rad
am Ring ging es mir ja eh nur ums heile Ankommen und nicht um neue Bestzeiten.
Und dann verging die Zeit wie im Flug. Start der Amateure, 5
Minuten später Startblock A, nochmal 2 Minuten Startblock B, wir rücken auf und
zack geht es los.
Und sofort fällt mir auf: hier ticken die Uhren anders!
Während bei Rund um Köln und Rad am Ring der Startschuss hieß alle ballern los,
ist es hier eher ein gemütliches Anrollen.
Also erstmal gemütlich durch den ersten Kreisverkehr nach
wenigen hundert Metern und dann geht es ganz leicht, kaum merklich, bergab.
Das Feld zieht sich lang, alle fahren hintereinander und
werden allmählich schneller... Allerdings nicht schnell genug für mich.
Also zügig nach links raus und immer weiter am Bandwurm der bunten Trikots vorbei.
Pünktlich zum Ortsausgangsschild erreiche ich die Spitze des Feldes und stelle fest: circa 300m weiter vorn fährt eine kleine Gruppe voraus... Und schon ist der Plan „einfach nur mitzurollen“ begraben: ich ziehe nochmal am Lenker und fahre auch noch an diese Gruppe ran.
Also zügig nach links raus und immer weiter am Bandwurm der bunten Trikots vorbei.
Pünktlich zum Ortsausgangsschild erreiche ich die Spitze des Feldes und stelle fest: circa 300m weiter vorn fährt eine kleine Gruppe voraus... Und schon ist der Plan „einfach nur mitzurollen“ begraben: ich ziehe nochmal am Lenker und fahre auch noch an diese Gruppe ran.
Kaum ist das geschafft heißt es kurz durchschnaufen, den
ersten Schluck trinken, nochmal orientieren. Mein Tempo fährt die Gruppe
nicht... Ich könnte schneller ohne mich zu verausgaben... Also ran an die
Spitze und das nächste Loch von ein paar hundert Metern zur vorausfahrenden
Gruppe zu fahren...
Das Ganze wiederhole ich dann noch zwei- drei Mal bis ich
endlich in einer gut laufenden, schnellen Gruppe lande...
Wobei „gut laufend“ hier die typische
Jedermann-Rennen-Gruppe ist: wir wechseln uns zu viert in der Führungsarbeit
ab, während gut 20 Fahrer sich mitziehen lassen.
Egal, der arbeitende Teil der Gruppe arbeitet gut zusammen,
alle sind konzentriert, es kommen keine brenzligen Situationen auf und so
fahren wir mit gut 40 Sachen die Landstraßen lang, fliegen quasi über die
kleinen Hügel und holen immer mehr kleine Grüppchen auf. Immer wieder versuchen
einzelne Fahrer vornweg zu fahren, doch jedes Mal wird das Loch wieder zu
gefahren (immer wieder auch von mir – wie war das mit dem mitrollen nochmal?)
Nach gut 1/3 der Strecke wird es dann erstmal ruhig.... Es
geht über einen engen Wirtschaftsweg auf dem nur 2 bis 3 Fahrer nebeneinander
fahren können, zusätzlich noch bergan. Wir sind gerade auf eine große Gruppe
aufgefahren und wissen: „auf den paar Kilometern gibt’s nicht zu gewinnen“,
gehen also nicht das Risiko ein uns von Lücke zu Lücke zu schieben, sondern
reihen uns ein und warten bis wir wieder auf breiter Straße sind.
Dort findet sich glücklicherweise die alte Gruppe in etwas
erweiterter Besetzung zusammen und wir nehmen wieder Geschwindigkeit auf.
Es läuft weiter gut doch dann der Schock für mich:
Ich fahre grade an zweiter Stelle der Gruppe, als plötzlich
4 der starken Fahrer einen Angriff setzen, links an mir vorbeischießen und gefühlt
in Null-Komma-Nix eine geschätzt 250m Lücke reißen können.
Mist denke ich mir, wenn das so läuft bist du der einzige
der hier die Gruppe durchs Münsteraner Umland zieht.. Bis jetzt lief es doch
gut...
Also nochmal Kräfte gesammelt, einen Gang hochgeschaltet und
ordentlich in die Pedale getreten...
Es dauert eine Weile, es ist ein Kraftakt, doch die Lücke
wird immer kleiner und nach wenigen Kilometern bin ich wieder am Hinterrad des
letzten Fahrers der Gruppe und habe auch noch circa 10 Fahrer mitgezogen.
Erstmal durchschnaufen, Puls wieder auf ein vernünftiges
Level bringen. Ich weiß gleich kommt noch ein weiterer kleiner Anstieg, da
brauche ich wieder Kraft. Im Windschatten kann ich gut mitrollen, der nächste
Anstieg naht.
Doch ein Schock kommt bekanntlich selten allein und meine
Nachführarbeit rächt sich: Auch, wenn der Anstieg nur ein kleiner Hügel ist,
treten einige Fahrer ordentlich in die Pedale und ziehen davon. Ich merke, dass
ich eben ordentlich Körner verschossen habe und kann die Tempoverschärfung
nicht mehr mitgehen. Bin halt auch kein Bergfloh... Also sich selbst beruhigen,
nicht aus dem Tritt bringen lassen! Im eigenen Rhythmus da hoch, bis jetzt
wurden die anderen oben raus immer langsamer, oben bin ich wieder dran.
Doch der Berg ist zu kurz (oder die Gegner zu stark...) Ich
komme über die Kuppe und sehe, dass 8 bis 10 Mann geschätzt 400m vorausfahren.
Ich drehe mich um... Alles was ich sehe sind ein paar Fahrer die sich
offensichtlich schon ordentlich quälen und auch bereits einen deutlichen
Abstand haben... „SCH**ß*“ geht es mir durch den Kopf, „das war‘s mit der
funktionierenden Gruppe und der guten Gesamtzeit den Rest des Rennens musst du
dich allein durch den Wind kämpfen“. Doch Aufgeben ist nicht meine Art und mir
schießt durch den Kopf: „Einmal musst du es versuchen“
Ich nehme einen großen Schluck aus meiner Trinkflasche, atme
nochmal tief durch, sammele alle verbleibenden Kräfte die ich noch finden kann
und bringe alles in die Pedale. Ich nehme immer mehr Tempo auf. Langsam
beginnen die Beine zu schmerzen, aber die Lücke wird kleiner... Es dauert eine
gefühlte Ewigkeit aber die Hoffnung wächst, ich komme immer näher ran...
noch 200m...
150m...
100m...
50m...
Doch dann: geschätzt noch 30 Meter zur Gruppe und der
Abstand wird nicht mehr kleiner. Meine Beine brennen, die Pumpe läuft auf
Volllast... Haben die vorne nochmal das Tempo verschärft? Oder ist mein Körper
durch und ich werde langsamer?
Ich höre jemanden laut „Fu**, Fu**, Fu**“ brüllen...
Realisiere, dass ich das war und dass das tatsächlich geholfen hat nochmal ein
klitzekleines bisschen Kraft zu mobilisieren. Das reicht um mit letzte Kraft an
die Gruppe ran zu fahren.
WOW, was eine Erleichterung! Erstmal mitziehen lassen,
verpflegen und den Gedanken verdrängen, dass ich grade zu viel Kraft
verschwendet haben könnte.
Doch mein Körper erholt sich gut. Wir rollen zusammen in
Richtung des letzten Anstieges, ich beteilige mich ab und zu in der
Führungsarbeit, versuche allerdings eher passiv zu bleiben.
Quasi am Fuß des letzten, ganz sanft ansteigenden Hügels
schließen wir auf eine riesige Gruppe auf. Geschätzt knubbeln sich dort gut 250
Fahrer/innen.
Doch die Straße ist breit und gut ausgebaut. Auf der rechten
Seite ist ein breiter Streifen auf dem niemand fährt. Ich orientiere mich dort
hin und schiebe mich allmählich nach vorn. Einige Mitfahrer meiner kleinen
Gruppe sehe ich noch vor und hinter mir, doch die Gruppe scheint sich komplett
zu verstreuen.
Am Ende des Anstieges liegen gut 2/3 des Feldes hinter mir,
1/3 noch vor mir. Ab jetzt geht es (bis auf eine kleine Welle) quasi nur noch
bergab oder flach, knapp 30km bis ins Ziel.
Jetzt geht es auf eine breit ausgebaute Landstraße, leicht
bergab und nach wenigen Metern zeigt der Tacho locker über 50km/h an.
Ich bin noch mitten im Feld und da kommt mir doch nochmal
die leichte Angst vor einem Sturz bei dieser Geschwindigkeit hoch... Ich fahre
also nach links raus und rolle die komplette Abfahrt neben dem Feld her bis an
die Gruppenspitze. Die Straße wird wieder flach und siehe da, vier der
„üblichen Verdächtigen“ aus meiner ursprünglichen Gruppe haben sich direkt vor
mir vor das Feld gespannt und so machen wir für die nächsten Kilometer in
üblicher Manier Tempo.
Wir brausen durch einen kleinen Ort knapp 20km vor dem Ziel
und neben den jubelnden Zuschauern am Straßenrand höre ich einen Moderator mit
durch sein Ziel rufen „und hier kommt die große Gruppe mit 100 bis 120 Mann im
Endspurt nach Münster“...
„Was? So viele hängen noch hintendran und wir ackern uns hier zu viert ab?“ Doch die Beine hoch nehmen will jetzt keiner mehr...
„Was? So viele hängen noch hintendran und wir ackern uns hier zu viert ab?“ Doch die Beine hoch nehmen will jetzt keiner mehr...
Irgendwann schwinden die Kräfte langsam, die Führungsarbeit
wir unkoordinierter, doch wir überfliegen die letzte Welle und dann sind wir
auch schon auf der Hauptstraße rein nach Münster.
An vorderster Front der Gruppe fahre ich durch eine
Verschwenkung nach rechts, eine Verschwenkung nach links... Mit Schwung durch
eine 90° Linkskurve um in gleicher Weise direkt wieder rechts abzubiegen.
An erster Stelle unserer Gruppe presche ich mit gut 50
Sachen auf den letzten Kilometer durch die Innenstadt und weiß gleich ist es
geschafft.
Auf den letzten Metern der Zielgrade (oder eher Kurve) werde
ich von einigen Fahrern überholt die zu einem beachtlichen Zielsprint ansetzen,
doch das stört mich nicht. Die Zeit zählt und so rolle ich mit dem auf circa 30
Mann dezimierten Feld über den Zielstrich.
Wir rollen aus, klatschen uns ab und loben die gute
Zusammenarbeit... Vor Erleichterung dass alles so optimal geklappt hat bin ich
den Tränen nahe, kann sie aber grade so halten. WOW, das war ein geiles
Rennen.Es hat sich sehr gut angefühlt, doch ist es auch so gut gelaufen wie
geplant? Ich wollte unter 2:45 bleiben, 2:30 hatte ich mir erträumt, was sagt
das Ergebnis?
2:29:39 und Platz 178 (von 1210) in der Gesamtwertung.
Ich kanns kaum fassen, wieder mal besser als geplant!!! Und
so geht es hochzufrieden und freudig zum verdienten alkoholfreien Radler und
einer ordentlicher Portion Pasta, bevor wir den Tag im Zoo ausklingen lassen.
So darf die Radsportsaison doch gerne enden...
Schon jetzt ist klar: Nächstes Jahr komme ich wieder und
dann wird Top 100 anvisiert... Dann hoffentlich mit dem ein oder anderem
Mitstreiter aus dem Team ;-)